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DORMAGO

SPD-Infoabend: „Gesamtschule punktet gegenüber der Sekundarschule mit der Oberstufe“

27.02.2013 / 17:14 Uhr — Redaktion

Von einer Einigkeit über die Entwicklung der Schullandschaft ist Dormagen noch weit entfernt. Das einzige, was sicher zu sein scheint, ist, dass es ab dem Schuljahr eine weitere Schule für den Sekundarbereich (ab Klasse 5) geben soll. Ob das die von der Stadtverwaltung und von CDU und FDP gewünschte Sekundarschule ist oder vielleicht eine von SPD und Grüne gewünschte zweite Gesamtschule, ist zurzeit noch völlig unklar, denn das sollen die Eltern der aktuellen Zweit- und Drittklässler mit Hilfe einer Fragebogenaktion entscheiden. Während die Stadtverwaltung Informationsveranstaltungen in den Grundschulen durchführt und dabei auch nicht unbedingt ihre Präferenz für eine Sekundarschule verschweigen wird, veranstaltete die SPD gestern Abend einen Infoabend, bei dem sie einmal mehr für die Einrichtung einer zweiten Gesamtschule Stellung bezog. Klaus Krützen, Leiter der Hermann-Gmeiner-Hauptschule und Dr. Volker Hansen, Leiter der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, stellten den interessierten Gästen unter der Moderation von Birgit Burdag, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Stadtrat und selbst Gesamtschullehrerin, diese Schulform vor.

„Gesamtschulen tragen entscheidend zur Chancengleichheit bei, indem sie Kinder unabhängig von der Grundschulempfehlung aufnehmen und ihnen alle Schulabschlüsse ermöglichen“, war die Kernaussage von Krützens Präsentation. Es sei nicht möglich, die schulische Entwicklung eines Kindes im Alter von 9 und 10 Jahren „vorauszusagen“. Dies bestätigte Dr. Hansen: im letzten Jahr hätten etwa 25% der Abiturienten an der Bertha-von-Suttner Gesamtschule seinerzeit nur eine Hauptschulempfehlung für die Anmeldung zur weiterführenden Schule erhalten.

Den Anspruch einer Gesamtschule „alle Wege offen zu halten“ erklärte Dr. Hansen erklärte praxisnah. „Spätentwickler“ könnten sich langfristig bis zum Abitur entwickeln, bei Schulproblemen hingegen muss das Kind die Schule nicht verlassen, es bleibt im System und kann dann besser aufgefangen werden. Für viele Eltern sei auch ein entscheidender Vorteil, dass die Schullaufbahn bis zum Abitur an der Gesamtschule 9 und nicht nur 8 Jahre, wie an den meisten Gymnasien, dauere.

Ein klarer Vorteil gegenüber der Sekundarschule bestehe darin, dass eine Gesamtschule eine Oberstufe und damit der Zugang zum Abitur ohne Wechsel des Schulsystems. anbietet. Der Anreiz, die „großen Schüler“ ständig im Blickfeld zu haben, sei sicherlich auch motivierend, befand Birgit Burdag, selbst Lehrerin an einer Gesamtschule. Die Sekundarschule selbst endet mit der 10. Klasse, wobei eine Kooperation mit einer weiterführenden Schule für leistungsstarke Kinder, die die Hochschulreife erlangen wollen, eingegangen werden muss.

Alle Diskussionsteilnehmer betonten, dass sie keine der in NRW angebotenen Schulformen für die „einzig selig machende“ halten. Krützen aber äußerte deutlich seine Vorbehalte gegenüber einer Sekundarschule in Dormagen. Er erlebe täglich die Stigmatisierung der Schüler an seiner Schule als Bildungsverlierer und fürchte nun, dass sich in Dormagen u. a. durch den Wegfall der Hauptschule eine Sekundarschule zu einer „Resteschule“ mit den gleichen Problemen entwickeln würde.

Die Befürchtungen, dass eine zweite Gesamtschule die anderen weiterführenden Schulen in ihrer Existenz bedrohen könnten, seien nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. „Wenn aber die Eltern die Realschule und das Gymnasium für die bessere Schulform halten, werden diese aufgrund der Anmeldezahlen auch überleben und die Gesamtschule wird sich auf Dauer nicht halten können“, so ein Argument für die Akzeptanz einer Konkurrenzsituation, „die Anmeldezahlen sind ein echtes Votum der Eltern.“ Dr. Hansen hat für seine Schule in dieser Hinsicht keinerlei Befürchtungen. Da die Gesamtschule bereits aus allen Nähten platze, könne er sich sogar gut vorstellen, auf Dauer von der Sechs- in die Fünfzügigkeit herunter zu fahren.

Dass die Elternbefragung keine Entscheidung zwischen der Einrichtung einer Sekundar- oder der einer zweiten Gesamtschule ist, ist vielen noch nicht klar. Sollten bei der anonymen Abfrage 75 Eltern die Frage, ob sie Ihr Kind an einer Sekundarschule anmelden würden, bejahen, würde das Verfahren zur Einrichtung dieser Schulform eingeleitet werden. Ob stattdessen die Eltern lieber eine zweite Gesamtschule hätten, wird nicht explizit gefragt. Bei der Abfrage werden übrigens auch die Eltern der Rommerskirchener Grundschüler einbezogen, wenngleich diese Zahlen wegen fehlender Kooperationsvereinbarungen nicht in die Wertung einfließen. Warum dann dort die Abfrage erfolgt, blieb unklar.

Foto (Bärbel Suling): Dr. Volker Hansen, Birgit Burdag, Erik Lierenfeld, Klaus Krützen
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